25 Jahre Ostkreuz. Agentur der Fotografen.
Ab Oktober präsentiert das Kunstfoyer die Erfolgsgeschichte der Fotografenagentur Ostkreuz, die sich 1990 nach dem Vorbild der legendären Agentur Magnum Photos in Paris gegründet hat und heute als renommiertestes Fotografenkollektiv Deutschlands gilt. Die Ausstellung zeigt die besten Arbeiten aus 25 Jahren Ostkreuz sowie die DDR-Fotografien der Agenturgründer vom 16. Oktober 2016 bis 15. Januar 2017.
Die Ausstellung „25 Jahre Ostkreuz“ wurde vom Goethe-Institut Paris initiiert und kommt nach ihrer Premiere 2015 in Paris sowie Stationen in Marseille und Schwerin ab Oktober 2016 ins Kunstfoyer München. Mit mehr als 250 Werken von 21 Fotografen versammelt sie das gesamte fotografische Spektrum – von den früheren DDR-Arbeiten der Gründungsmitglieder bis hin zu aktuellen Arbeiten.
Mit ihrer Ausstellung „Die Stadt - vom Werden und Vergehen“ war die Berliner Fotografenagentur Ostkreuz 2010 schon einmal zu Gast im Kunstfoyer. Zum 25. Jubiläum der Agentur entstand die Ausstellung über das ganze fotografische Spektrum, die präsentiert, wie Ostkreuz das Medium Fotografie versteht und verhandelt. Sie spannt dabei einen weiten Bogen:
Zum einen zeigt sich in ihr die Auseinandersetzung der Agentur mit ihrer Stadt Berlin, deren Wandel und Widersprüche sie seit 25 Jahren beobachtet. So werden Nachwendebilder von der gewaltsamen Räumung besetzter Häuser in Ostberlin neben aktuelle Innenansichten großbürgerlicher Wohnungen im Westen gestellt, Polaroids aus der Zeit, als die Stadt fast täglich ihr Gesicht wechselte, neben Aufnahmen von Orten, an denen der Geist der Stasi bis heute gegenwärtig scheint.
Die Ausstellung zeigt aber auch den ganz spezifischen Blick der Fotografen auf die Welt. Das kann eine Reportage zur globalen Jugendkultur Heavy Metal sein, ein Porträt des Internationalen Strafgerichtshofs oder eine Langzeitstudie zu historischen Gedenktagen, vom Prager Frühling bis zur ägyptischen Revolution. Schließlich widmet sich die Ausstellung auch Bildern, die auf den ersten Blick nicht leicht zu verorten sind und damit auch der Uneindeutigkeut der Welt Rechnung tragen. Archetypische Familienfotos etwa, die jedem Album entstammen könnten oder Gegenstände und Situationen, deren Rätsel auch durch die Abbildung nicht gelöst werden kann.
In der Zusammenschau ergeben die künstlerischen und dokumentarfotografischen Serien der Werkschau ein buntes Mosaik aus verschiedenen Bildstilen und Herangehensweisen, die in ihrer Entstehungszeit mitunter prägend wirkten. So reflektiert die Ausstellung auch die Entwicklung der Fotografie in den letzten 25 Jahren – in Berlin, in Deutschland und darüber hinaus.
Gründungsimpuls in Paris
1990 gründeten sieben ostdeutsche Fotografen die Agentur Ostkreuz in Paris. Die Fotografen Sibylle Bergemann (1941–2010), Harald Hauswald, Ute Mahler und Werner Mahler u.a. waren auf Einladung des damaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand für die Ausstellung „L' AUTRE ALLEMAGNE. HORS LES MURS“ („Das andere Deutschland“) mit den wichtigsten DDR-Künstlern in die französische Hauptstadt gekommen. Zu dem Zeitpunkt war die Mauer schon gefallen, Deutschland aber noch geteilt. Mit der Agenturgründung wollten sie sich gemeinsam für das wappnen, was vor ihnen lag. Vorbild war dabei die unabhängige Fotografenagentur Magnum Photos. Den Namen gab die S-Bahnstation Ostkreuz, die den Osten Berlins mit der ganzen Stadt verbindet. Vom Osten aus in alle Richtungen, das war auch der Plan der Fotografen.
OSTKREUZ heute
Heute gilt Ostkreuz als renommiertestes Fotografenkollektiv Deutschlands. Seine Mitglieder sind vielfach ausgezeichnete Autorenfotografen mit eigener Haltung und unverwechselbarer Handschrift. Aktuell sind es 21 Fotografen, von denen der Jüngste Anfang 30 und die Älteste Mitte 60 ist, zur Hälfte Frauen, zur Hälfte Männer, einige kommen aus dem Westen, andere aus dem Osten. In 25 Jahren Agenturgeschichte waren ihre Bilder in Ausstellungen und Magazinen international zu sehen. Gleichzeitig hat sich Ostkreuz zu einem wichtigen Forum für Fotografie entwickelt, in dem thematische Ausstellungen zu gesellschaftlich brisanten Themen entwickelt und lebhafte Debatten um die Zukunft der Fotografie geführt werden.
Anlässlich des Gründungsjubiläums versammelt diese Retrospektive die wichtigsten Arbeiten aus 25 Jahren Ostkreuz und präsentiert das gesamte fotografische Spektrum der Berliner Agentur. Die Werkschau zeigt den jeweils spezifischen Blick der Fotografen auf die Welt. Sie spannt dabei den Bogen von den Arbeiten der Gründungsmitglieder zu aktuellen Positionen. Zugleich reflektiert die Ausstellung die Entwicklung der Fotografie in den letzten 25 Jahren – in Berlin, in Deutschland und darüber hinaus.
Die Fotografen
Marc Beckmann, Sibylle Bergemann (1941–2010), Jörg Brüggemann, Espen Eichhöfer, Sibylle Fendt, Annette Hauschild, Harald Hauswald, Heinrich Holtgreve, Tobias Kruse, Ute Mahler, Werner Mahler, Dawin Meckel, Thomas Meyer, Frank Schinski, Jordis Antonia Schlösser, Anne Schönharting, Linn Schröder, Stephanie Steinkopf, Mila Teshaieva, Heinrich Völkel, Maurice Weiss
Publikation: Ostkreuz 25 Jahre
Hrsg. OSTKREUZ – Agentur der Fotografen, Vorwort von Wolfgang Kil, Texte von Laura Benz, Jörg Colberg, Gestaltung von HelloMe, Till Wiedeck Deutsch / Englisch / Französisch 2015. 159 Seiten, 166 Abb.; 26,50 x 36,00 cm
Broschur, in Mappe, ISBN 978-3-7757-4062-3, Preis: 38,- €
Film: „Foto: OSTKREUZ“, 2015
Während der Öffnungszeiten der Ausstellung läuft im Kino des Kunstfoyers der Dokumentarfilm: „Foto: OSTKREUZ“. Ein Film von Maik Reichert. Der Filmemacher hat über mehrere Jahre hinweg regelmäßig acht Agenturfotografen bei ihrer Arbeit begleitet. Er hat so ein prägnantes Porträt dieser einzigartigen Agentur und ihrer Arbeitsweise gezeichnet.
Laufzeit 88 Minuten. good!movies. nachtaktivfilm, 2015