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Patrick Zachmann
Voyages de mémoire
Erinnerungsreisen

  • Gala, Salle Gaveau, Paris, 1981 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
    Gala, Salle Gaveau, Paris, 1981 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
  • Orchestre hassidique, salle Gaveau, Paris, 1981 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
    Orchestre hassidique, salle Gaveau, Paris, 1981 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
  • Rue des Écouffes, Paris, 1981 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
    Rue des Écouffes, Paris, 1981 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
  • Mémorial de Yad Vashem, Jérusalem, 1981 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
    Mémorial de Yad Vashem, Jérusalem, 1981 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
  • Paris, le 7 octobre 1980 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
    Paris, le 7 octobre 1980 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
  • Soirée privée, Paris, 1981 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
    Soirée privée, Paris, 1981 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
  • M. et Mme Friedman, Paris, 1981 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
    M. et Mme Friedman, Paris, 1981 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
  • Les crématoires, Auschwitz, 2000 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
    Les crématoires, Auschwitz, 2000 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
  • Marche à l’occasion de la libération de Nelson Mandela, Le Cap, Afrique du Sud, 1990 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
    Marche à l’occasion de la libération de Nelson Mandela, Le Cap, Afrique du Sud, 1990 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
  • Chinatown, New York, 1987 © Patrick Zachmann / Magnum Photos
    Chinatown, New York, 1987 © Patrick Zachmann / Magnum Photos

„Ist man noch Jude, wenn man seine Religion und Kultur nicht kennt?“ Ab den späten 1970er-Jahren bis Anfang der 1990er-Jahre führte der französische Fotograf Patrick Zachmann (Jahrgang 1955) Recherchen über das Leben von Juden in Frankreich durch und war selbst auf der Suche nach der eigenen Identität. Von Paris bis Marseille, von streng orthodox bis nichtreligiös, von den Textilgroßhändlern im Pariser Sentier-Viertel bis zum letzten Schriftsetzer der kommunistischen Tageszeitung Naye Prese in jiddischer Sprache, fing er die unterschiedlichen Facetten des französischen Judentums ein, dies vor dem Hintergrund der antisemitischen Anschläge, die nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals wieder in den 1980er-Jahren einsetzten.

In Vorahnung dessen, was bald die „Epoche der Augenzeugen“ genannt werden würde, nahm er 1981 in Jerusalem an der ersten Zusammenkunft von Shoah-Überlebenden aus aller Welt teil.

1985 wurde Patrick Zachmann in die berühmte Fotoagentur Magnum aufgenommen. Parallel machte er zahlreiche Reportagen außerhalb Frankreichs. So führte ihn seine Tätigkeit nach Südafrika, als Nelson Mandela freigelassen wurde; nach Chile, wo er die ehemaligen Lager für politische Gefangene aufspürte; nach Ruanda, wo er sechs Jahre nach dem Völkermord an den Tutsi Überlebende porträtierte. Im selben Jahr reiste er nach Auschwitz-Birkenau, wo seine Großeltern väterlicherseits ermordet wurden: Die staatenlosen polnischen Juden waren nach dem Ersten Weltkrieg nach Frankreich emigriert und 1942 verhaftet und deportiert worden.

Gleichsam als Kontrapunkt dazu reiste er in den 2010er-Jahren wieder nach Polen und in die Ukraine, wo er die fröhlichen chassidischen Wallfahrten und andere „aus der Zeit gefallenen“ Rituale dokumentierte.

Schließlich unternahm er eine „Reise in umgekehrte Richtung“ nach Algerien und Ostmarokko, wo seine Mutter herstammt, zu den Spuren des nordafrikanischen Judentums, das seit Menschengedenken im Maghreb beheimatet war und heute nurmehr eine „verschwundene Welt“ ist, genauso wie das Jiddischland seiner Familie väterlicherseits. Sein Weg kreuzte dann das Schicksal von Migranten, die das Mittelmeer überqueren, und es entstand darüber der Film Mare Mater.

Die Ausstellung, die Direktor Paul Salmona vom mahJ (Jüdisches Museum, Paris) gemeinsam mit Patrick Zachmann konzipiert hat, zeigt rund 200 Fotografien, darunter zahlreiche unveröffentlichte Bilder, vom Ende der 1970er-Jahre bis 2015, die der Fotograf mit Kommentaren versehen hat, sowie den Film La Mémoire de mon père. Sie offenbart uns einen humanistischen Blick, den die jüdische Erfahrung nährt und die universellen Fragen von Exil, Verschwinden und Vergessen bestimmen.

Biografie

18. August 1955: Patrick Zachmann wird in Choisy-le-Roi im Großraum Paris geboren
1960er-Jahre: Erste fotografische Erfahrungen im Schullabor des Collège Decroly in Saint-Mandé bei Paris
1976: Besuch eines Workshops mit Guy Le Querrec beim internationalen Fotografiefestival „Les Rencontres de la Photographie“ in Arles
1977: Tritt der Agentur Rush bei und macht seine erste Reportage in Israel
1979: Reist im Flugzeug mit, das Ayatollah Khomeini von Paris nach Teheran bringt
Juni 1981: Umfassende Reportage anlässlich der ersten Zusammenkunft von Holocaust-Überlebenden aus aller Welt in Jerusalem
1982: Erste Chinareise; Reportage über die Polizei und die Mafia in Neapel
1984: Reportage über die nördlichen Stadtviertel von Marseille
1985: Aufnahme in die Agentur Magnum Photos
1987: Sein erster Fotoband Enquête d’identité. Un juif à la recherche de sa mémoire erscheint bei Contrejour in Paris
1989: Auszeichnung mit dem Prix Niépce; dokumentiert die Friedensdemonstrationen auf dem Tian’anmen-Platz in Peking
1990: Umfassende Reportage anlässlich der Freilassung von Nelson Mandela in Südafrika
1992–1994: Fotoausstellung Maliens, ici et là-bas mit Begleitpublikation
1997: Dreht den Kurzfilm La Mémoire de mon père
1998: Reportage in Chile nach der Verhaftung von Augusto Pinochet in London
2000: Reise nach Ruanda
2000–2002: Dreht den Film Allers-retour. Journal d’un photographe in Chile, Bosnien, Ruanda, Auschwitz und Frankreich
2004: Reportage in Ungarn auf den Spuren des Verlegers und Autors Adam Biro
2009: Fotoausstellung Ma proche banlieue im Musée national de l’histoire de l’immigration in Paris mit Begleitpublikation
2011–2013: Dreht den Film Mare Mater in Marseille, auf Lampedusa, in Tunesien, Algerien und Marokko
2014/15: Reportage in Polen und Ungarn
2019/20: Fotografiert den Brand von Notre-Dame in Paris und dokumentiert die Restaurierungsarbeiten